Großerlach. Jede Kommune im Land ist gesetzlich verpflichtet, obdachlosen Menschen ein Obdach anzubieten. In der kalten Jahreszeit ist dies überlebenswichtig. In Schwäbisch Hall besteht am „Kelkertor“ eine Notübernachtung, die von der Stadt zur Verfügung gestellt und von der Erlacher Höhe betrieben wird. Wesentlicher Kostenträger sind der Landkreis und das Jobcenter, je nach individueller Situation der hilfesuchenden Menschen. Nun war es im Herbst durch die Pandemie erforderlich geworden, Platzzahlen zu reduzieren um Infektionsketten zu vermeiden. Dies stellte die Erlacher Höhe vor die Frage: Wie können wir Obdachlose mit Hilfebedarf ausreichend versorgen und gleichzeitig vor einer Infektion schützen? Die Stadt Schwäbisch Hall hat sich hier als vorbildlicher Partner gezeigt. Innerhalb kürzester Zeit konnten durch die gemeinsame Anstrengung bis zu vier Pensionszimmer vorgehalten werden, die von obdachlosen Menschen belegt werden konnten. Über Gutscheine konnte die Hausmeisterin der Notübernachtung gemeinsam mit den Sozialarbeitern unbürokratisch die Belegung steuern, wenn die Plätze knapp wurden. Die Überzeugungsarbeit bei den Gastwirten und die Finanzierung übernahm der Fachbereich Zentrale Steuerung der Stadt in vorbildlicher Weise und konnte dafür sogar Fördermittel des Landes einwerben.
Für Oliver Klein, Abteilungsleiter der Erlacher Höhe Hohenlohe-Frankem, ist klar: „Dieses Beispiel zeigt, wie ein Zusammenarbeit Hand in Hand funktionieren kann, wenn die verschiedenen Professionen und Träger miteinander anpacken.“ Wolfgang Sartorius, Vorstand der diakonischen Einrichtung, ergänzt: „An manchen Ort machen wir die Erfahrung, dass Kommunen ihren gesetzlichen Verpflichtungen als Obdachlosenbehörden nur unzureichend nachkommen. Auch deshalb ist das gelingende Miteinander in Schwäbisch Hall als vorbildliches Beispiel zu nennen, an dem sich andere orientieren sollten.“
Leider war die Finanzierung dieses Vorbildprojektes nur bis Ende Februar gesichert, da die Fördermittel des Landes dann aufgebraucht sind. Das Pandemiegeschehen hält sich nicht an Landesvorgaben. „Wir fordern dringend vom Land Baden-Württemberg eine Weiterführung von Programmen zur Pandemiebekämpfung bei obdachlosen Menschen, damit Kommunen vor Ort Spielräume haben, um sinnvoll Hilfe zu leisten,“ fordert Oliver Klein, zumal die Nächte noch immer kalt sind und Erfrierungsgefahr besteht, wenn Menschen im Freien nächtigen.