Freudenstadt. Not und Obdachlosigkeit sind längst nicht mehr ein Phänomen der Großstädte. Auch in kleineren, ländlichen Gemeinden und Landkreisen gibt es manches Schicksal, durch das Menschen aus unserer Mitte den Halt verlieren und auf der Straße landen, mit dramatischen Folgen für die Betroffenen.
Das Aufnahmehaus der Erlacher Höhe Freudenstadt bietet wohnungslosen Männern in sozialen Notlagen die Chance, eine neue Lebensperspektive zu entwickeln. Denn ein Zuhause und ein menschenwürdiges Lebensumfeld sind Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wiedereingliederung in unsere Gesellschaft.
Im Jahr 2000 hat die Erlacher Höhe das ehemalige Hotel Margarethenhof in der Rappenstraße in Freudenstadt bezogen und seitdem Schritt für Schritt renoviert. Das Haus bietet Platz für 14 wohnungslose Männer und ist ständig voll belegt. Nun stehen die letzten, sehr aufwändigen Renovierungsarbeiten an: 12 Bäder aus dem Baujahr 1967 sind dringend sanierungsbedürftig, es entstanden bereits mehrmals Wasserschäden. Die hygienischen Bedingungen lassen zu wünschen übrig.
Aktueller Stand
Seit 2022 konnten wir mit Spendenmitteln bereits 8 Bäder sanieren.
Was wir benötigen
Ende des Jahres 2024 steht jetzt die Sanierung der letzten vier Bäder an. Aktuell fehlen noch 20.000 € für die Finanzierung.
Was gemacht werden muss
• Zu- und Abwasserleitungen neu verlegen
• Schimmelsanierung
• Einbau eines kleinen Belüftungsfensters
• Neuer Putz
• Verlegen neuer Fliesen
• Malerarbeiten
• Installation der sanitären Anlagen und Armaturen
• Abbau Heizung
(indirekte Heizung, dadurch energiesparend)
• Elektroinstallation
Helfen Sie mit! Jede Spende zählt!
Unser Spendenkonto:
Diakonieverbund DORNAHOF & ERLACHER HÖHE e. V.
Kreissparkasse Freudenstadt
IBAN: DE74 64251060 0000 9629 11
SWIFT-BIC: SOLADES1FDS
Lesen Sie hier die Geschichte eines ehemaligen Bewohners des Aufnahmeheims:
Alles lief bestens für Jens Fischer. Der studierte Mediendesigner hatte einen gutbezahlten Job in einer Werbeagentur, eine Beziehung und eine schöne Wohnung. Der damals 30-Jährige stand voll im Leben. Dann kam der Burnout und wie bei Dominosteinen, bei denen der erste fallende Stein den nächsten umstößt, geriet sein Leben ins Kippen. „Von jetzt auf heute war alles weg“, erinnert sich Fischer, dessen Namen wir geändert haben. Fischer konnte nicht mehr arbeiten, seine Beziehung ging in die Brüche, er verließ die gemeinsame Wohnung und zog zu seiner Mutter. Als die über 70-Jährige kurz darauf einen Platz in einer Seniorenwohnanlage bekam, wollte sich der Wohnungsvermieter nicht darauf einlassen, dass der damals arbeitslose Fischer die Wohnung übernahm. Fischer stand kurz davor, auf der Straße zu stehen.
Neue Perspektiven entwickelt
Ein Bekannter gab Fischers Mutter den Tipp, sich an die Erlacher Höhe zu wenden. Fischer wurde auf die Warteliste für das Wohnheim der Erlacher Höhe in Freudenstadt gesetzt, das zu diesem Zeitpunkt voll belegt war. Als Notlösung wurde ihm angeboten, in das Drei-Mann-Aufnahmezimmer in der Rappenstraße einzuziehen. Am Abend des letzten Tag des Mietvertrags stand er abends mit seinen Sachen im Aufnahmeheim. „Das war ein harter Bruch“, sagt er. „Als erstes habe ich wieder angefangen zu rauchen. Aber wo wäre ich gelandet, wenn es das Aufnahmeheim nicht geben würde?“
Seine Zeit im Aufnahmeheim sieht er im Rückblick als eine Erfahrung, die er wohl machen musste, um neue Perspektiven zu entdecken. „Ich hatte ein Dach über dem Kopf, eine Beschäftigung im Sozialkaufhaus Kommode Freudenstadt, die mich davon abgehalten hat zu versumpfen und Rückhalt durch meinen Betreuer.“ Im Rahmen des Jobcoachings, das die Zeit im Aufnahmeheim begleitete, nahm eine Idee Form an, die Fischer schon lange hatte: eine Ausbildung zum Brauer und Mälzer zu machen. Infolge einer Initiativbewerbung für ein Praktikum in einer Brauerei erhielt Fischer das Angebot, eine Ausbildung zu machen. Fischer ergriff die Gelegenheit, stellt allerdings klar: „Um eine Chance zu kriegen, muss man verschweigen, dass man wohnungslos ist.“
Die Dominosteine in Fischers Leben stehen wieder. Der Burnout ist überwunden, die Ausbildung läuft und er wohnt schon lange nicht mehr in der Rappenstraße. Die Freundschaften, die während seiner Zeit dort entstanden sind, sind geblieben: Ab und zu schaut er mit anderen Ehemaligen im Wohnheim vorbei, auf einen Schwatz und eine Tasse Kaffee.