Aktiv für Menschen. Leben. Würde.

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© Archiv Erlacher Höhe
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Geschichte

Die Erlacher Höhe kann gemeinsam mit ihrer Schwestereinrichtung Dornahof auf eine lange Tradition zurückblicken: Beide Einrichtungsverbünde bilden bis heute zusammen den Diakonieverbund DORNAHOF & ERLACHER HÖHE e. V.

Gründung bis 1945: Arbeiten für ein Dach über dem Kopf.

Es waren bewegte Zeiten, als eine Reihe betuchter Bürger um den Stuttgarter Kaufmann und Redakteur Eduard Elben „aus christlicher Verantwortung“ 1883 den „Verein für Arbeiterkolonien in Württemberg e.V.“ ins Leben riefen. Sie wollten auf diese Weise Männern, die als sogenannte „Wanderarme“ über Land zogen, gegen Einsatz der Arbeitskraft ein Dach über dem Kopf bieten. Der erste Schritt war die Gründung des Dornahofs bei Althausen – bis heute die Schwestereinrichtung der Erlacher Höhe.

Betrieb startet 1891 mit 30-Mann-Schlafsälen in Erlach.

Schon acht Jahre später ging 1891 in der ehemaligen Glashütte Erlach ein Neubau mit Schlafsälen für je 30 Männer und den dazugehörigen Wirtschaftsräumen in Betrieb. Die Anfänge gestalteten sich beschwerlich, da die ökonomischen Rahmenbedingungen schwierig und geeignetes Personal nicht leicht zu finden waren. Es folgten der Erste Weltkrieg und die Weimarer Republik, die je für sich erhebliche Herausforderungen mit sich brachten, bis mit Hitlers Machtergreifung das dunkelste Kapitel Deutschlands begann: die zwölf Jahre währende, mörderische Naziherrschaft. In Erlach wurden in beiden Weltkriegen Zwangsarbeiter eingesetzt; dieses Kapitel unserer Geschichte wurde aufgearbeitet und bietet in der Retrospektive ein vielschichtiges Bild.

1945 bis in die Siebzigerjahre: Anfänge des sozialtherapeutischen Hilfesystems.

Obwohl Erlach selbst von den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges weitgehend verschont geblieben war, begann in der Nachkriegszeit eine Phase erheblicher Bautätigkeit. Das Hauptgebäude wurde erweitert, verschiedene Gebäude umgebaut, die große Landwirtschaft auf die sogenannte Helle Platte verlagert und umfassend neu gebaut. Mit der Einführung des Bundessozialhilfegesetzes wurde 1962 eine neue, wertvolle Rechtsgrundlage geschaffen und die Dienstleistungen ab dieser Zeit regelhaft vergütet.

Neues Netzwerk für suchtkranke Menschen entsteht.

Bereits 1968 – weit vor der Anerkennung von Sucht als Krankheit durch die zuständigen Kostenträger – wurden erste Versuche gestartet, suchtkranken Menschen die wortwörtlich überlebensnotwendige Hilfe zukommen zu lassen. Dies geschah ab den Siebzigerjahren in Verbindung mit einer räumlichen Ausweitung der Angebote auf die Städte Murrhardt und Backnang und markierte den Beginn einer weitgehenden fachlichen und räumlichen Differenzierung. Heute ist das damals entstandene Hilfesystem der Sozialtherapie Helle Platte eine landesweit anerkannte Facheinrichtung für psychisch und/oder suchtkranke Menschen und arbeitet eng mit zahlreichen Netzwerkpartnern zusammen. Seit 1975 besteht der Name Erlacher Höhe.

Achtzigerjahre bis heute: Mit differenzierten Hilfen auf soziale Entwicklungen reagieren.

Zu Beginn der Achtzigerjahre lagen erste Forschungsergebnisse zu Struktur und Erfordernissen der Hilfen für damals sogenannte „Nichtsesshafte“ vor, in deren Folge das Land Baden-Württemberg und viele Landkreise die flächige Angebotserweiterung förderten. Die Erlacher Höhe nahm die Herausforderung an: Sie entwickelte bis heute in sieben Landkreisen in jeweils enger Vernetzung mit Anbietern anderer Hilfen (zum Beispiel Suchtberatung, medizinische Systeme, Schuldnerberatung), differenzierte Hilfeangebote für Menschen, bei denen besondere Lebensverhältnisse mit sozialen Schwierigkeiten verbunden sind. Seit den Neunzigerjahren wurde das Portfolio um Hilfen für am Arbeitsmarkt benachteiligte Menschen erweitert. Als ab der Jahrtausendwende neue Armutsentwicklungen sichtbar wurden, entwickelte die Erlacher Höhe eine Reihe armutsbezogener Hilfen wie Sozialkaufhäuser und Mittagstische, häufig verbunden mit sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsangeboten.

Bezahlbaren Wohnraum schaffen.

Mit den sogenannten Hartz-Gesetzen verfestigte sich die Armut weiter, der Bedarf an adäquaten Hilfen wuchs: ein Pflegeheim, eine Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung und eine Reihe ambulanter Beratungs- und Betreuungsangebote entstanden. Die 2010er Jahre waren zunächst durch die vorangegangene Bankenkrise geprägt, die eine neuerliche Konzentration auf Hilfen für arbeitslose Menschen in Form von Bildungsangeboten erforderlich machte. Als die Erlacher Höhe 2015 im Rahmen der Flüchtlingskrise angefragt wurde, entstand im Landkreis Calw ein qualifiziertes, differenziertes Jugendhilfeangebot für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge. 2016 feierte die Erlacher Höhe das 125-jährige Bestehen unter dem Motto: „125 Jahre aktiv für Menschen. Leben. Würde.“ Aktuell beschäftigt die Erlacher Höhe der drastische Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Aus diesem Grund wird im Rahmen des Möglichen gebaut, gekauft und saniert.