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© Sabine Haarer

04.07.2022 in Neuigkeiten

Arbeitsvertrag, Kinderbetreuung, Führerschein

Das Projekt „Akti(F)“ bietet Hilfe beim (Wieder-)Einstieg in den Beruf. Es richtet sich an Familien im Leistungsbezug, die zurück ins Berufsleben möchten.

Calw. Statt beruflich durchzustarten, kümmert sich Nadine nach der Schule um ihre kranke Mutter, pflegt sie bis zu deren Tod. Die dann begonnene Pflegeausbildung muss sie nach kurzer Zeit abbrechen, denn sie ist schwanger. Sie lebt vom Leistungsbezug (ALG 2), bekommt ein zweites Kind, trennt sich vom Vater der beiden Kleinen. Doch wer glaubt, den weiteren Lebenslauf zu kennen, der irrt sich. Oder vielmehr: Er kennt weder Nadine, noch das Projekt „Leben.Arbeit.Teilhabe im Landkreis Calw“, gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds im Rahmen des ESF-Bundesprogramms „Akti(F) – Aktiv für Familien und ihre Kinder“. Ein Projekt, das Diakonieverband und Erlacher Höhe in enger Abstimmung mit dem Jobcenter und dem Jugendamt im Landkreis Calw im Sommer 2020 gestartet haben. Das sich an Familien im Leistungsbezug richtet, die in das Berufsleben zurück möchten oder wie Nadine dort Fuß fassen wollen. Ein Projekt, das sich vor allem durch die enge, ganz individuelle Begleitung der TeilnehmerInnen auszeichnet. Die auf drei Säulen fußt: Die persönliche Beratung durch den Diakonieverband, das berufliche Coaching durch die Erlacher Höhe und regelmäßige Gruppentreffen mit anderen Teilnehmenden. „Zu hören, dass andere Frauen ähnliche Probleme und Erfahrungen machen, hat sehr geholfen“, sagt die 26-Jährige über die virtuellen Treffen in der Gruppe. Unkompliziert konnte man sich dabei austauschen und Kontakte knüpfen. Auch anhand der wöchentlichen Schwerpunkte habe sie sehr viel für sich selbst mitgenommen, sagt Nadine im Rückblick und sie nennt Beispiele: Kommunikation, Motivation, Zeitmanagement, Stärkung des Selbstbewusstseins oder auch Auskommen mit dem Einkommen.

Ein Netzwerk entsteht

Im Zusammenspiel mit der bewährten Begleitung durch das Jobcenter entsteht ein Netzwerk. Das grundsätzlich solide gestrickt ist und so allen Projektteilnehmenden eine feste Grundlage bietet, auf der sie eine berufliche Zukunft aufbauen können. Ein Netz, das aber zugleich so flexibel weiter gesponnen werden kann, dass es ganz individuelle Hilfestellungen bietet. Hilfe, die auch dann wirkt, wenn nach Abschluss des sechsmonatigen Projekts kein Arbeitsverhältnis zustande kommt. Denn die beim Coaching zusammen gestellten Bewerbungsunterlagen sind essentiell wichtig für die Jobsuche. Der vermittelte Sprachkurs baut effektiv und nachhaltig die vorhandenen Sprachbarrieren ab. Die grundsätzliche Information der Kinderbetreuung durch Tageseltern bietet künftig mehr Flexibilität bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Allesamt wichtige Einzelschritte auf dem Weg (zurück) ins Berufsleben.

Was Nadine betrifft, so kann man nur von einer Erfolgsgeschichte sprechen. Sie hat inzwischen einen Teilzeitjob gefunden, der ihr Spaß macht, bei dem sich die Arbeitszeiten so flexibel gestalten lassen, dass es mit den Kindergartenzeiten passt. Sie hat sich inzwischen für den Führerschein angemeldet und eigenständig mit dem Betreiber der Fahrschule Konditionen ausgehandelt, die sie mit ihrem Gehalt stemmen kann. Ihre Überlegung: „Durch den Führerschein bin ich mobil – was ich bei uns im Landkreis für eine Ausbildung sein muss.“

Weitere Informationen zum Projekt: erlacher-hoehe.de/angebote/esf-projekt-leben-arbeit-teilhabe-im-landkreis-calw

Text und Foto: Sabine Haarer/Diakonieverband Nördlicher Schwarzwald